Freitag, 15. April 2011

Ostern in Jerusalem ... April 2011

Die Luft der Berge ist klar wie Wein,
Und der Duft der Pinien schwebt auf dem Abendhauch
und mit ihm, der Klang der Glocken.
Und im Schlummer von Baum und Stein,
gefangen in ihrem Traum;
liegt die vereinsamte Stadt und in ihrem Herzen eine Mauer.

Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Aber als ich heute kam, um für Dich zu singen,
und Dir Kronen zu binden,
da bin ich doch das geringste all Deiner Kinder,
der letzte dem es zustünde, Dich zu besingen.

Brennt doch Dein Name auf den Lippen,
wie ein Kuss der Serafim:
Wenn ich Dein vergäße -
Jeruschalajim, Du ganz und gar Goldene.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.

Ja, wir sind zurückgekehrt,
zu den Brunnen, zum Markt und Deinen Plätzen.
Der Klang des Schofars hallt über dem Berg, dort in der Altstadt.
Und in den Höhlen am Felsen scheinen Tausende von Sonnen.
Lass uns wieder hinabsteigen zum Toten Meer,
über die Straße nach Jericho.

Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.

(Nomi Shemer)

Dienstag, 12. April 2011

/noch ein Wortzauberer...Hermann Hesse/


Der Heiland


Immer wieder wird er Mensch geboren,
Spricht zu frommen, spricht zu tauben Ohren,
Kommt uns nah und geht uns neu verloren.
Immer wieder muss er einsam ragen,
Aller Brüder Not und Sehnsucht tragen,
Immer wieder wird er neu ans Kreuz geschlagen.
Immer wieder will sich Gott verkünden,
Will das Himmlische ins Tal der Sünden,
Will ins Fleisch der Geist, der ewige, münden.
Immer wieder, auch in diesen Tagen,
Ist der Heiland unterwegs, zu segnen,
Unsern Ängsten, Tränen, Fragen, Klagen
Mit dem stillen Blicke zu begegnen,
Den wir doch nicht zu erwidern wagen,
Weil nur Kinderaugen ihn ertragen.

Samstag, 9. April 2011

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

/Erich Fried...ein Wortzauberer/