Montag, 26. Dezember 2011

Weihnachtsliche Seligpreisungen

Weihnachtliche Seligpreisungen

Selig, wer sich von der Ohnmacht
der Liebe Jesu in der Krippe und später
am Holz des Kreuzes mehr leiten lässt
als von allen anderen Machtansprüchen.

Selig, wer dem Wunder der Weihnacht
mehr traut
als den Berechnungen, Statistiken,
Prognosen und Prophezeiungen unserer Zeit.

Selig, wer sich mehr vom Stern
des neu geborenen Königs leiten lässt
als von den geheimen Verlockungen
der Selbstbeweihräucherung.

(Paul Weismantel, Wache und warte!
Abendlicher Adventkalender 2011, Kemmern [weis-texte-Verlag] 2011)

Sonntag, 4. Dezember 2011

Versöhnung

Maximilian Gottschlich
"Versöhnung"
Spiritualität im Zeichen von Thora und Kreuz
Spurensuche eines Grenzgängers
ISBN 978-3-205-77658-1

Christentum ist nicht ohne Judentum.
Dieser Umstand wird von vielen Christen weithin tabuisiert und ignoriert.
Immer noch trifft zu, was der Theologe Karl Barth einmal so formulierte:
"Die Kirche ist den Juden, denen sie alles schuldet, bis zum heutigen Tag alles schuldig geblieben."
Dieses Buch macht deutlich:
Christliche Spiritualität "nach Auschwitz" kann nur eine Spiritualität der Versöhnung sein - im wahrhaften Dialog mit dem Judentum, aus dem auch der gläubige Jude Jesus schöpfte.

Donnerstag, 10. November 2011

Tief berührt von diesem Text....

„Es mag vielleicht seltsam klingen, tiefen Kummer als einen Weg zur Barmherzigkeit anzusehen. Doch es ist so.... Es gibt kein Mitleid und kein Erbarmen ohne viele Tränen....Sieh dir das an, meine Seele, wie ein Mensch einem anderen so viel Schmerz zu bereiten sucht, wie er nur kann;...Solche Klage aus tiefstem Kummer ist Gebet. Es sind so wenig Trauernde in dieser Welt übriggeblieben. Kummer aber ist die Kunst des Herzens, die die Sünde der Welt erkennt und weiß, dass dies der traurige Preis der Freiheit ist, ohne die es ein Aufblühen von Liebe nicht geben kann....Um wie der Vater zu werden, dessen einzige Autorität Mitleiden und Erbarmen ist, habe ich unzählige Tränen zu weinen; so wird mein Herz bereitet, einen jeden aufzunehmen, wie auch immer sein Weg gewesen sein mag und ihm aus einem solchen herzen zu vergeben...... Durch andauernde Vergebung werden wir wie der Vater. Von Herzen vergeben ist sehr, sehr schwer. Es ist beinahe unmöglich.....Diese göttliche Vergebung habe ich in meinem täglichen Leben zu üben. Sie fordert mich auf, alle meine Einwände zu übergehen, die sagen, dass Vergebung unklug, ungesund und nicht praktikabel sei....Sie erwartet schließlich von mir, dass ich den wunden Teil meines Herzens übergehe, der sich verletzt und geschädigt und ungerecht behandelt fühlt; jenen Teil meines Herzens, der die Oberhand behalten und ein paar Bedingungen aufstellen will zwischen mir und dem, der mich um Vergebung bat...Oft muß ich eine Mauer von Gegengründen und widerstrebenden Gefühlen überwinden, die ich zwischen mir und all denen aufgebaut habe, die ich liebe....Der dritte Weg wie der Vater zu werden, ist Großmut...... Um wie der Vater zu werden, muß ich so weitherzig und großzügig werden wie der Vater. Ebenso wie er Vater sein ganzes Selbst an seine Kinder gibt, genauso muß ich mich, mein ganzes Selbst, an meine Brüder und Schwestern geben...Jedesmal, wenn ich einen Schritt in Richtung Großmut tue, weiß ich, dass ich mich von der Angst (um Selbsterhaltung und Überleben) weg zur Liebe hin bewege.

....Kummer, Vergebung und Großmut sind dann drei Wege, auf denen das Bild des Vaters in mir wachsen kann.“ (Henri Nouwen)

Sonntag, 6. November 2011

kann man's besser ausdrücken?

Franklin D. Roosevelt:

Der Ruhm gebührt demjenigen, dessen Gesicht von Staub und Schweiß und Blut gezeichnet ist.

Der tapfer ringt, der die Begeisterungsfähigkeit kennt, die restlose Hingabe, der sein Leben einer größeren Sache widmet.

Nur jene können ermessen, welcher Triumph sie im besten Fall erwartet.

Sie wissen aber auch, dass sie im Fall des Scheiterns, wenigstens in Ehre scheitern und dass sie nie in einem Atemzug mit jenen Teilnahmslosen und Kleinmütigen genannt werden, die nie den Geschmack von Sieg und Niederlage gekostet haben.

Donnerstag, 15. September 2011

"An den erwachsenen Leser:
Ihr sagt: `Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.´
Ihr habt recht. `Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen.
Hinuntersteigen, uns herabneigen, kleiner machen.´
Ihr irrt Euch.
Nicht das ermüdet uns.
Sondern dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen.
Emporklimmen, uns ausstrecken,
auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen,
um nicht zu verletzen."

und...

"Wenn du wolltest, würdest du es begreifen und können."
Gerade im Gegenteil: "Wenn ich könnte, würde ich wollen."
Autor : Janusz Korczak
Glück ist der Wunsch nach Wiederholung.

Aus: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera

Montag, 15. August 2011

Sehnsucht....

"Die Sehnsucht hat schon oft das Leben wachgeküsst."
Christina Brudereck

Christina Brudereck

2Flügel präsentiert

Lieder und Texte

voller Widerstand und Hoffnung,

Geschichten aus Amerika, Birma, Indien und unserer Umgebung.


Mit ihrer einzigartigen Sprache

erzählt Christina Brudereck von Menschen,

die sich Gewalt und Unterdrückung nicht beugten,

sondern Zeichen setzten für Gerechtigkeit und Gütekraft.

„Egal, wie sie auch hießen, mich interessiert,

warum sie nicht die Flügel hängen ließen.“

Montag, 8. August 2011

Impuls 3

Der Engel in dir
Freut sich über dein Licht
Weint über deine Finsternis
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte Gedichte Liebkosungen
Er bewacht deinen Weg
Lenk deinen Schritt
engelwärts

Rose Ausländer

Sonntag, 7. August 2011

Impuls 2

ich vertraue dem,
der den duft des himmels
riechen kann,
mehr als einem,
der ihn mir erklären möchte.

nia

Impuls

Einkehren
unter das Dach
der Stille.
Übergangenes finden,
Verlorenes bergen,
dich hervorholen
aus deinen Verschüttungen.

Antje Sabine Naegeli

Sonntag, 15. Mai 2011

Zehn Tage Frankreich...
27 SchülerInnen...
Paris & Cannes...
zwei Flüge...
eine TGV Fahrt quer durch Frankreich...
vielleicht einen Blick auf die Stars bei den Filmfestspielen in Cannes...
nonstopp Programm...
wenig Schlaf...
was will man mehr?

Und:
Definitiv cool, ein Lehrer zu sein!

Sonntag, 8. Mai 2011

Kinder...

Bleibt mir weg mit aller Weisheit, die nicht weinen kann, mit aller Philosophie , die nicht lachen kann und mit aller Größe, die sich nicht beugen kann im Angesicht von Kindern.
Khalil Gibran


Jedes neugeborene Kind bringt die Botschaft, dass Gott sein Vertrauen in die Menschheit noch nicht verloren hat
Tagore


Es ist nicht leicht, Kind zu sein! Es ist schwer, ungeheuer schwer. Was bedeutet es, Kind zu sein? Es bedeutet, dass man ins Bett gehen, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne und Nase putzen muss, wenn es den Großen passt, nicht wenn man es möchte. Es bedeutet ferner, dass man, ohne zu klagen, die ganz persönlichen Ansichten eines x-beliebigen Erwachsenen über sein Aussehen, seinen Gesundheitszustand, seine Kleidungsstücke und Zukunftsaussichten anhören muss. Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man anfinge, die Großen in dieser Art zu behandeln.
aus: Astrid Lindgren und die Kindererziehung, Leserbrief aus Dagens Nyheter,


Gescheite Leute waren unter ihnen, zugegeben, auch unter den Lehrern. Aber war nicht das eine schon merkwürdig und verdächtig, daß unter allen diesen "großen" Leuten, welche doch alle vor einiger Zeit selbst Kinder gewesen waren, so sehr wenige sich fanden, die es nicht vollkommen vergessen und verlernt hatten, was ein Kind ist, wie es lebt, arbeitet, spielt, denkt, was ihm lieb und leid ist? Wenige, sehr wenige, die das noch wußten!
Herrmann Hesse - Kindheit eines Zauberers


Ein Vater kann seinem Kind die Nase und die Augen und sogar den Verstand zum Erbe mitgeben, aber nicht die Seele. Die ist in jedem Menschen neu.
Herrmann Hesse - Knulp


Viele Lehrer halten Kinder für unreife Erwachsene. Hielten wir die Erwachsenen für verkümmerte Kinder, würde das zu einem besseren Unterricht führen. So viele 'gut angepasste' Erwachsene sind verbittert, unschöpferisch, voller Ängste, ohne Phantasie und ziemlich feindselig. Statt anzunehmen, sie seien so geboren oder das sei eben die Bürde des Erwachsenenseins, können wir sie als Menschen ansehen, die durch ihre Erziehung kaputtgemacht wurden.
Keith_Johnstone - der Begründer des Improvisationstheaters



Wenn man einem Kind Moral predigt, lernt es Moral predigen, wenn man es warnt, lernt es warnen, wenn man mit ihm schimpft, lernt es schimpfen, wenn man es auslacht, lernt es auslachen, wenn man es demütigt, lernt es demütigen, wenn man seine Seele tötet, lernt es töten. Es hat dann nur die Wahl, ob sich selbst, oder die anderen oder beides.
Alice Miller, Am Anfang war Erziehung


Das Kind muss nicht erst Mensch werden, es ist schon einer.
Janusz Korczak


Das Wichtigste, das ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.
Henry Ward Beecher


Der Umgang mit Kindern hat für einen verständigen Menschen unendlich viel Interesse. Hier sieht er das Buch der Natur in unverfälschter Ausgabe aufgeschlagen.

Adolph Freiherr Knigge, Über den Umgang mit Menschen


Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.
Maria Montessori

Freitag, 15. April 2011

Ostern in Jerusalem ... April 2011

Die Luft der Berge ist klar wie Wein,
Und der Duft der Pinien schwebt auf dem Abendhauch
und mit ihm, der Klang der Glocken.
Und im Schlummer von Baum und Stein,
gefangen in ihrem Traum;
liegt die vereinsamte Stadt und in ihrem Herzen eine Mauer.

Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.
Aber als ich heute kam, um für Dich zu singen,
und Dir Kronen zu binden,
da bin ich doch das geringste all Deiner Kinder,
der letzte dem es zustünde, Dich zu besingen.

Brennt doch Dein Name auf den Lippen,
wie ein Kuss der Serafim:
Wenn ich Dein vergäße -
Jeruschalajim, Du ganz und gar Goldene.
Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.

Ja, wir sind zurückgekehrt,
zu den Brunnen, zum Markt und Deinen Plätzen.
Der Klang des Schofars hallt über dem Berg, dort in der Altstadt.
Und in den Höhlen am Felsen scheinen Tausende von Sonnen.
Lass uns wieder hinabsteigen zum Toten Meer,
über die Straße nach Jericho.

Jerusalem aus Gold und aus Kupfer und aus Licht,
lass mich doch, für all deine Lieder, die Geige sein.

(Nomi Shemer)

Dienstag, 12. April 2011

/noch ein Wortzauberer...Hermann Hesse/


Der Heiland


Immer wieder wird er Mensch geboren,
Spricht zu frommen, spricht zu tauben Ohren,
Kommt uns nah und geht uns neu verloren.
Immer wieder muss er einsam ragen,
Aller Brüder Not und Sehnsucht tragen,
Immer wieder wird er neu ans Kreuz geschlagen.
Immer wieder will sich Gott verkünden,
Will das Himmlische ins Tal der Sünden,
Will ins Fleisch der Geist, der ewige, münden.
Immer wieder, auch in diesen Tagen,
Ist der Heiland unterwegs, zu segnen,
Unsern Ängsten, Tränen, Fragen, Klagen
Mit dem stillen Blicke zu begegnen,
Den wir doch nicht zu erwidern wagen,
Weil nur Kinderaugen ihn ertragen.

Samstag, 9. April 2011

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

/Erich Fried...ein Wortzauberer/

Donnerstag, 31. März 2011

Crème brûlée


  • Dank ihm gibt es den wunderbarsten Nachtisch der Welt...Crème brûlée.

  • Ohne seine Erfindung könnte sie nicht so hauchdünn, zuckerzart caramelisiert-hingeschmolzen werden...die köstlichste Carameldecke der Welt...unvergleichliche Krönung über zarter Vanille Crème.

  • Und geboren ist er heute, an einem 31. März vor langer Zeit:

  • Robert Bunsen Chemiker und Erfinder, Entwickler und Namensgeber des 'Bunsen-Brenners' geboren am 31. März 1811 Göttingen, starb am 16. August 1899 Heidelberg.

  • P.S. Meine unvergleichlich genialen Freunde - Renate und Roland - haben mir sogar einen ganz echten Bunsen-Brenner zum Geburtstag geschenkt...!

Mittwoch, 23. März 2011

Simone Pergmann & The Jewish Art Trio

Es war ein Hauch von Rosen gestern in der Luft...ein wunderbarer Abend im Urbankeller in Salzburg. Und hier eines der Gedichte, die sich ins Herz gebrannt haben, von Mascha Kaleko:

Fast ein Gebet

Nun weiss ich's, Liebster.
Dieses ist das Glück.
Nach all dem Wirrsal und den irren Fahrten
Blieb uns zuletzt das Beste doch zurück:
Des Abends mit dem Kind auf dich zu warten.

Und klein zu sein mit ihm im kleinen Spiel,
Und in sein Schweigen still hineinzulauschen,
Das Gestern in ein Morgen einzutauschen,
Die Brücke neu zu baun, da sie zerfiel.

Was sie auch nahmen, dieses Eine blieb.
Lass uns dies auch in grauen Stunden wissen.
Herr, gib du allen, die das Schwert vertrieb,
Ein Dach,
Ein Brot,
Ein Kind,
Ein eigen Kissen.

Montag, 21. März 2011

Sadako will leben...

"Papierkraniche falten für Japan"
Eine Initiative der Diakonie Österreich.

Mehr Infos gerne bei mir...einfach als Kommentar die eMail Adresse schicken und ich leite euch die Infos weiter.

Buchempfehlung:
"Sadako will leben"
Autor: Karl Bruckner
Arena Verlag

Freitag, 11. März 2011

der zweite tag der grossen zehe...

gestern gab es einen auffrischungskurs in sachen ski-fahren.
bei wieder einmal herrlichem sonnenschein!
dank tatkräftiger und geduldiger unterstützung erinnerte ich mich wieder an den trick mit der grossen zehe...und war gleich wieder ganz begeistert, wie solch entscheidende hinweise den fahrstil positiv beeinflussen...und als wir dann als krönung sogar noch ein verloren geglaubtes handy wieder erhielten, war der tag perfekt :)

p.s. damit habe ich meine ski-tage im vergleich zum vorjahr schon um 300 % gesteigert. unglaublich, kann ich da nur selber sagen.

Sonntag, 6. März 2011

drei Bücher, die ich in den nächsten Wochen lesen will:
von Hamed Abdel-Samad "Abschied vom Himmel" (danke, Roland)
von Alexander McCall Smith "The Saturday Big Wedding Tent" (hoffe, dass es bald lieferbar ist :)
von Matt Beynon Rees die "Omar Yuseff Misteries" (danke, Steffi, für den Tipp!)

Nachtrag 21. März:
Hamed Abdel-Samads Buch ist absolut lesenswert.
Manchmal war mir diese Biografie fast zu ehrlich.
Echt bewegend....

Montag, 31. Januar 2011

der tag der grossen zehe...

einer meiner neujahrsvorsätze (habe zwei gefasst :) war, dass ich dieses jahr meine skitage verdoppeln möchte.
nachdem ich über zehn jahre lang nicht mehr ski gefahren bin und im letzten jahr wieder mal einen tag auf skiern stand (mit viel freude und noch grösserem erstaunen, dass ich das skifahren noch nicht verlernt hatte...), wären dieses jahr also mindestens zwei skitage dran. mal schau'n!
auf jeden fall war ich gestern mit meiner lieben schwester coni (die mich zu diesem ski-abenteuer überredete und mir dankenswerterweise erst noch ihre skier und skischuhe lieh!! und mit einer viel anstrengenderen ausrüstung vorlieb nahm) und ernst downhill unterwegs.
ernst erklärte mir die technik des carvens (war echt ein augenöffner!!).
unter anderem widmeten wir uns dem spannenden thema, wie wichtig es ist, dass "der grosse zeh in die richtige richtung belastet wird" ... auf jeden fall machte es total viel spass und brachte spürbare fortschritte.
zudem tankte ich so viel frische luft wie selten und gewann eine neue perspektive auf schladming, das ennstal, die berge... und das bei herrlichstem, strahlendstem sonnenschein!!

Sonntag, 23. Januar 2011

Müde macht den Menschen...

Ein Vierteljahrhundert schwankte der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828-1910) zwischen seiner strengen Lehre und seinem konkreten Leben hin und her. Literarischen Ausdruck fand diese innere Auseinandersetzung in seiner unvollendet gebliebenen dramatischen Selbstbiographie, die später unter dem Titel "Und das Licht scheint in der Finsternis" veröffentlicht wurde, obwohl sie bereits zwanzig Jahre vor seinem Tod geschrieben wurde. Den fehlenden letzten Akt hat Tolstoi auch später nicht mehr geschrieben; aber er hat ihn gelebt. Den Widerspruch zwischen Lehre und Leben nicht mehr aushaltend, floh er schließlich nach einigen heftigen Auseinandersetzungen bei Nacht und Nebel aus Besitz und Familie, um als 82jähriger in der Einsamkeit streng und nach den aufgestellten Grundsätzen zu leben. Doch da ereilte ihn im Bahnhof von Astapowo der Tod. Diesen letzten Akt hat Stefan Zweig mit historischer Treue in Szene gesetzt. Zu Beginn der zweiten Szene sagt der Sekretär zu Tolstoi: "Sie sollten sich heute früh niederlegen, Leo Nikolajewitsch, Sie müssen müde sein nach dem langen Ritt und den Aufregungen." Doch Tolstoi erwidert ihm: "Nein, gar nicht müde bin ich. Müde macht den Menschen nur eines: Schwanken und Unsichersein. Jede Tat befreit, selbst die schlechte ist besser als Nichttun" (142). Als Tolstoi im Bahnhof von Astapowo gestorben war, erklärt sein Hausarzt und Freund dem Bahnhofsvorsteher: "Dieser Tod erst erfüllt und heiligt sein Leben (...) Beklagen Sie ihn nicht, Sie lieber, guter Mann, ein mattes und niederes Schicksal wäre seiner Größe nicht gemäß gewesen. Hätte er nicht an uns Menschen gelitten, nie wäre Leo Tolstoi geworden, der er heute der Menschheit ist."
Vgl. Stefan Zweig, Flucht zu Gott, in: Sternstunden der Menschheit, Fischer Taschenbuch Verlag, Nr. 595, Frankfurt a. M. 1979, S. 130-156; dazu: Leo N. Tolstoi, Dramen, rowohlts klassiker, Nr. 203/204, S. 115-177.

Sonntag, 2. Januar 2011

Nachtherbergen für die Wegwunden

Nelly Sachs Worte klingen seit gestern in mir nach...Nachtherbergen für die Wegwunden.
Welch eine wundersame Wortkreation, gerade auch im Blick auf das neue Jahr.

Samuel sah
hinter der Blindenbinde des Horizontes
­Samuel sah -
im Entscheidungsbereich
wo die Gestirne entbrennen, versinken,
David den Hirten
durcheilt von Sphärenmusik.
Wie die Bienen näherten sich ihm die Sterne
Honig ahnend -
Als die Männer ihn suchten
tanzte er, umraucht
von der Lämmer Schlummerwolle,
bis er stand
und sein Schatten auf einen Widder fiel -
Da hatte die Königszeit begonnen -
Aber im Mannesjahr
maß er, ein Vater der Dichter,
in Verzweiflung
die Entfernung zu Gott aus,
und baute der Psalmen Nachtherbergen
für die Wegwunden.
Sterbend hatte er mehr Verworfenes
dem Würmertod zu geben
als die Schar seiner Väter
-Denn von Gestalt zu Gestalt
weint sich der Engel im Menschen
tiefer in das Licht!
Nelly Sachs