Montag, 31. Januar 2011

der tag der grossen zehe...

einer meiner neujahrsvorsätze (habe zwei gefasst :) war, dass ich dieses jahr meine skitage verdoppeln möchte.
nachdem ich über zehn jahre lang nicht mehr ski gefahren bin und im letzten jahr wieder mal einen tag auf skiern stand (mit viel freude und noch grösserem erstaunen, dass ich das skifahren noch nicht verlernt hatte...), wären dieses jahr also mindestens zwei skitage dran. mal schau'n!
auf jeden fall war ich gestern mit meiner lieben schwester coni (die mich zu diesem ski-abenteuer überredete und mir dankenswerterweise erst noch ihre skier und skischuhe lieh!! und mit einer viel anstrengenderen ausrüstung vorlieb nahm) und ernst downhill unterwegs.
ernst erklärte mir die technik des carvens (war echt ein augenöffner!!).
unter anderem widmeten wir uns dem spannenden thema, wie wichtig es ist, dass "der grosse zeh in die richtige richtung belastet wird" ... auf jeden fall machte es total viel spass und brachte spürbare fortschritte.
zudem tankte ich so viel frische luft wie selten und gewann eine neue perspektive auf schladming, das ennstal, die berge... und das bei herrlichstem, strahlendstem sonnenschein!!

Sonntag, 23. Januar 2011

Müde macht den Menschen...

Ein Vierteljahrhundert schwankte der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828-1910) zwischen seiner strengen Lehre und seinem konkreten Leben hin und her. Literarischen Ausdruck fand diese innere Auseinandersetzung in seiner unvollendet gebliebenen dramatischen Selbstbiographie, die später unter dem Titel "Und das Licht scheint in der Finsternis" veröffentlicht wurde, obwohl sie bereits zwanzig Jahre vor seinem Tod geschrieben wurde. Den fehlenden letzten Akt hat Tolstoi auch später nicht mehr geschrieben; aber er hat ihn gelebt. Den Widerspruch zwischen Lehre und Leben nicht mehr aushaltend, floh er schließlich nach einigen heftigen Auseinandersetzungen bei Nacht und Nebel aus Besitz und Familie, um als 82jähriger in der Einsamkeit streng und nach den aufgestellten Grundsätzen zu leben. Doch da ereilte ihn im Bahnhof von Astapowo der Tod. Diesen letzten Akt hat Stefan Zweig mit historischer Treue in Szene gesetzt. Zu Beginn der zweiten Szene sagt der Sekretär zu Tolstoi: "Sie sollten sich heute früh niederlegen, Leo Nikolajewitsch, Sie müssen müde sein nach dem langen Ritt und den Aufregungen." Doch Tolstoi erwidert ihm: "Nein, gar nicht müde bin ich. Müde macht den Menschen nur eines: Schwanken und Unsichersein. Jede Tat befreit, selbst die schlechte ist besser als Nichttun" (142). Als Tolstoi im Bahnhof von Astapowo gestorben war, erklärt sein Hausarzt und Freund dem Bahnhofsvorsteher: "Dieser Tod erst erfüllt und heiligt sein Leben (...) Beklagen Sie ihn nicht, Sie lieber, guter Mann, ein mattes und niederes Schicksal wäre seiner Größe nicht gemäß gewesen. Hätte er nicht an uns Menschen gelitten, nie wäre Leo Tolstoi geworden, der er heute der Menschheit ist."
Vgl. Stefan Zweig, Flucht zu Gott, in: Sternstunden der Menschheit, Fischer Taschenbuch Verlag, Nr. 595, Frankfurt a. M. 1979, S. 130-156; dazu: Leo N. Tolstoi, Dramen, rowohlts klassiker, Nr. 203/204, S. 115-177.

Sonntag, 2. Januar 2011

Nachtherbergen für die Wegwunden

Nelly Sachs Worte klingen seit gestern in mir nach...Nachtherbergen für die Wegwunden.
Welch eine wundersame Wortkreation, gerade auch im Blick auf das neue Jahr.

Samuel sah
hinter der Blindenbinde des Horizontes
­Samuel sah -
im Entscheidungsbereich
wo die Gestirne entbrennen, versinken,
David den Hirten
durcheilt von Sphärenmusik.
Wie die Bienen näherten sich ihm die Sterne
Honig ahnend -
Als die Männer ihn suchten
tanzte er, umraucht
von der Lämmer Schlummerwolle,
bis er stand
und sein Schatten auf einen Widder fiel -
Da hatte die Königszeit begonnen -
Aber im Mannesjahr
maß er, ein Vater der Dichter,
in Verzweiflung
die Entfernung zu Gott aus,
und baute der Psalmen Nachtherbergen
für die Wegwunden.
Sterbend hatte er mehr Verworfenes
dem Würmertod zu geben
als die Schar seiner Väter
-Denn von Gestalt zu Gestalt
weint sich der Engel im Menschen
tiefer in das Licht!
Nelly Sachs