Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über dem
Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben
an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer die Worte "Ausländer
raus" . Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Fenstern der
Bürgerhäuser waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas
-gesehen.
"Los kommt, wir
gehen." "Wo denkst Du hin! Was sollen wir denn da unten im Süden?" "Da
unten? Da ist doch immerhin unsere Heimat. Hier wird es schlimmer. Wir
tun, was an der Wand steht: ´Ausländer raus´ !"
Tatsächlich:
Mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der
Geschäfte sprangen auf. Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen
und Pralinen in ihrer Weihnachtsverkleidung. Sie wollten nach Ghana und
Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise,
der Deutschen Lieblingsgetränk: Uganda, Kenia und Lateinamerika waren
seine Heimat.
Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die
Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien
brachen auf. Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze aus
ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte.
Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir
geht´s besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und
der Nürnberger Lebkuchen.
Montag, 23. Dezember 2013
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